BESCHLUSSVORLAGE - GBIII/0006/2024
Grunddaten
- Betreff:
-
Übernahme der Kosten der Mittagsverpflegung der Ganztagesklassen an der Max-Mannheimer-Mittelschule Garching
- Status:
- öffentlich (Vorlage freigegeben)
- Vorlageart:
- BESCHLUSSVORLAGE
- Geschäftsbereich:
- GB III Finanzverwaltung
- Beteiligt:
- Bildung und Soziales
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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●
Erledigt
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Haupt- und Finanzausschuss
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Entscheidung
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18.07.2024
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I. SACHVORTRAG:
An der Max-Mannheimer-Mittelschule Garching besuchen derzeit 82 Schüler den Ganztagsunterricht. Bei 50% werden die Kosten der Mittagsverpflegung durch das Landratsamt übernommen. Der Anteil steigt seit Jahren an.
Die Mittelschule in Bayern bereitet einerseits qualifiziert auf eine duale Ausbildung vor und eröffnet andererseits weitere Anschlüsse im durchlässigen Schulwesen. Sie stellt die Persönlichkeitsbildung und die individuelle Förderung in den Mittelpunkt ihrer Bildungsarbeit. Zeitgleich ist ihr Alleinstellungsmerkmal die konsequente Berufs- und Praxisorientierung. Um das Angebot flächendeckend garantieren zu können, sind die Mittelschulen in Verbünden organisiert. (s. Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus)
Sie bildet in der öffentlichen Wahrnehmung die unterste der weiterführenden Schulen. Um die Position der Mittelschule im Ganzen, als auch des Ganztagsunterrichts zu stärken schlägt die Verwaltung die Übernahme der Kosten der Mittagsverpflegung vor. Diese liegt derzeit bei 2,85€ je Mittagessen. Somit bei 44.870,40€ pro Jahr. Dieser Wert wird sich allerdings nach der nächsten Ausschreibung erhöhen. Die Verwaltung rechnet hier mit 3,50€ je Mittagessen und somit 55.104,00 € pro Jahr.
Eine Aussage, ob das Landratsamt bei einer Übernahme durch die Stadt einen Teil der Kosten refinanzieren würde, lag bei Erstellung der Vorlage noch nicht vor.
Zur grundlegenden Situation äußert sich der Fachbereich Bildung&Soziales wie folgt:
Anlass
Im Fachbereich Bildung & Soziales häufen sich immer mehr nicht beglichene Zahlungen von Personensorgeberechtigten für die Essensgebühr der Ganztagsangebote an der Max Mannheimer Mittelschule. Dies bedeutet für die Verwaltung eine Steigerung des ohnehin schon sehr hohen Verwaltungsaufwands bei der Abrechnung der Essensgebühren, denn Anträge müssen von Asylbewerbern alle drei Monate neu gestellt werden, da die Duldungen immer nur für diesen Zeitraum ausgesprochen werden.
Aus diesem Kontext ergeben sich zudem weitgehende Konsequenzen für die Schülerinnen und Schüler, denn satzungsgemäß werden diese bei anhaltendem Zahlungsverzug vom Essen ausgeschlossen, was wiederum einen Verlust des Platzes im Ganztag zur Folge hat. Die Jugendlichen gehen also dann nach Unterrichtsende nach Hause.
Gleichzeitig nimmt die Belastung der Verwaltung durch die steigende Zahl an Anträgen auf Kostenübernahme zu:
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Schuljahr |
Anträge auf Kostenübernahme |
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2020/2021 |
14 |
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2021/2022 |
15 |
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2023/2024 |
32 |
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2024/2025 |
41 |
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Situation der Jugendlichen
Gespräche mit der Schulleiterin der Max Mannheimer Mittelschule, Frau Rektorin Judith Mathae, haben gezeigt, dass einer Ganztagsbetreuung der Mittelschülerinnen und -schüler eine enorme und nicht anderweitig zu kompensierende Bedeutung zukommt.
An der Max Mannheimer Mittelschule beträgt der Migrationsanteil in den Klassen zwischen 86 und 90 Prozent. Der größte Teil der Jugendlichen kommt aus bildungsfernen Schichten. Die Familien sind in Garching nicht gut integriert, ihre Werte und Erziehungsansichten unterscheiden sich größtenteils stark von denen deutscher Familien. Viele Eltern sind mit der Erziehung und Unterstützung ihrer Kinder überfordert, können diese nicht ausreichend leisten. Es kommt zur Vernachlässigung der Kinder. Bildung, Schulbesuch und Freizeitgestaltung werden nicht begleitet. Gleichgültigkeit herrscht vor. Dass diese Jugendlichen nicht nur die Nachmittage und Abende mit Langeweile und/oder wenig sinnvollen Beschäftigungen verbringen, sich ungenügend und/oder schlecht ernähren, sondern sich auch nicht zu verantwortungsbewussten und kompetenten Mitgliedern der Gesellschaft entwickeln, versteht sich unter diesen Bedingungen von selbst. Zu beobachten ist vielmehr außerdem eine zunehmende Straffälligkeit. Diese Jugendlichen drohen den Anschluss zu verlieren und stehen ohne Abschluss, Ausbildungsplatz und finanzielle Absicherung da.
Gesellschaftspolitische Verantwortung
An die Kommune und die Kommunalpolitik stellt sich die Frage nach der Verantwortung für diese Schülerinnen und Schüler, die gesellschaftlich und bildungspolitisch einer absoluten Ungerechtigkeit ausgesetzt sind. Es kann nicht sein, dass sie für die Versäumnisse ihrer Eltern büßen müssen. Im Gegenteil, gerade sie brauchen Chancen, ihr Leben selbst in die Hand nehmen und Verantwortung übernehmen zu können. Sie brauchen die Unterstützung der Gesellschaft. Die Versorgung der Jugendlichen mit einer ausgewogenen warmen Mahlzeit und die zusätzliche Fördermöglichkeit durch das Verweilen in der Ganztagsklasse stellt hierbei einen Baustein dar.
Bedeutung der Ganztagsklassen:
Dass eine ausreichende und gesunde Ernährung gerade für Jugendliche, die noch im Wachstum sind und deren Körper sich während der Pubertät im Umbau befindet, außerordentlich wichtig ist, leuchtet sofort ein. Außerdem hindert nichts so sehr am Lernen wie ein leerer Magen.
Doch warum hat der Besuch der Ganztagsklasse eine derart hohe Bedeutung? Die Erklärung liegt in der zeitlich umfangreichen Betreuung der Schülerinnen und Schüler außerhalb des Elternhauses bzw. außerhalb des öffentlichen Raumes. Hier wird sich um sie gekümmert. Hier haben sie die Möglichkeit, Werte unserer Gesellschaft zu erfahren und sich zu bilden. Allein das gemeinsame Essen stärkt die Gemeinschaft und verbindet. Hilfe bei den Hausaufgaben ermöglicht schulische Erfolgserlebnisse und steigert die Leistungsfähigkeit und -bereitschaft. Zugleich bedeutet ein Aufgehoben sein im Ganztag weniger Zeit für Medienmissbrauch, weniger Zusammenschluss von Peergroups oder Clans mit negativen Interessen und Verhaltensweisen sowie die Ausbildung eines Zugehörigkeitsgefühls.
Die Verwaltung spricht sich deshalb für eine Übernahme der Essensgebühren an der Mittelschule aus. Neben den aufgeführten Gründen und der Verantwortung auch für die Jugendlichen, bei denen die Eltern diese nicht übernehmen, geht es auch darum, ein Signal zu setzen für Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit. Es liegt an uns zu entscheiden, welche Mittelschule wir in Garching haben wollen und so als Vorbild anderen Kommunen voranzugehen.
Der Gesamtanteil der Einwohner Garchings mit Migrationshintergrund betrug zum 30.06.2024 30,94%. Auf die Mittelschule entfällt somit ein überproportionaler Anteil.
Aus den genannten Gründen erfordert die Mittelschule somit eine gesonderte Betrachtung und kann nicht mit den anderen Schulen in Garching verglichen werden. Somit ergibt sich eine sachliche Grundlage, die Finanzierung der Mittagsfinanzierung gesondert zu betrachten.
