Gemeinsam für Barrierefreiheit und Inklusion

Gemeinsam für Barrierefreiheit und Inklusion

Am 29.Oktober 2025 trafen sich Vertreterinnen und Vertreter aller sechs Garchinger Parteien und Rathausmitarbeiter aus dem Fachbereich Soziales mit dem Behindertenbeirat Garching.
Sinn dieser Veranstaltung war zunächst die Information über die vielfältigen Bedarfe der Bürger und Bürgerinnen mit Behinderung in unserer Stadt. Später kam es zum konstruktiven Austausch aller Beteiligen, wie ein inklusives Zusammenleben aller Garchinger umgesetzt werden kann.
Die Bandbreite der zu berücksichtigenden Themen war weit gefächert: Von Bildung, Ausbildung und Beruf über Gesundheit, Freizeit und Kultur, bis hin zu Fragen des öffentlichen Raums, Verkehr sowie Wohnen wurde jeweils eine Bestandsaufnahme gemacht sowie Zukunftsvisionen ausgetauscht.
Nach einer vorbereiteten Präsentation zu jedem einzelnen Thema von je einem Mitglied des Behindertenbeirates kamen die Parteien zu Wort und es entstanden interessante und lösungsorientierte Gespräche zum jeweiligen Thema.

Die wichtigsten Punkte aus den Diskussionen möchten wir hier zusammenfassen:

Bildung

  • Es gibt aktuell ca. 2- 5 Kinder pro Jahrgang mit anerkannter Behinderung in Garching, ca. 3 x so viel mit Inklusionsbedarf und einige, bei denen noch keine Diagnose gestellt wurde, die sich also in einer Grauzone befinden. Die Kindergärten und Krippen haben zwar schon inklusive Plätze, aber deutlich zu wenig Plätze für Kinder mit erhöhtem Förderbedarf oder schwerbehinderte Kinder.
    An den Schulen ist Inklusion nur in Einzelfällen möglich.
  • Eine Erhöhung der Kindergarten/Krippen-Plätze für Kinder mit erhöhtem Förderbedarf sowie die Einrichtung einer Förderschule ist Wunsch des Behindertenbeirates; ob letzteres umzusetzen ist liegt zwar nicht an der Stadt Garching aber die Unterstützung auf höheren Ebenen ist erwünscht. Eine gezielte Bedarfsanalyse wird dabei helfen.
  •  Alle sind sich einig, dass die Grundschule Nord in der Kommunikationszone von Anfang an inklusiv und barrierefrei geplant und gebaut werden soll.
  • Lehrkräfte müssen unterstützt werden.

Ausbildung/Beruf

  • Es gibt zahlreiche Vorteile für Arbeitgeber, Menschen mit einer Behinderung einzustellen bzw. auszubilden.
    So kann aus der vermeintlichen Pflicht, behinderte Mitarbeiter einzustellen, eine für alle Seiten profitable Normalität erwachsen.
  • Weil Arbeitgebern oft das Wissen über diese Vorteile fehlt, wurde angeregt, dass der Behindertenbeirat sich mit einem Informationsstand für Arbeitgeber und Unternehmen beteiligt z.B. am Business Frühstück oder an anderen Aktivitäten des Gewerbeverbands.

Gesundheit

  • Ein barrierefreies Ärzte- und Therapiezentrum ist wichtig, auch zur Behandlung psychischer Erkrankungen. Das Problem der Platzvergabe durch die Kassenärztliche Vereinigung für neue Ärzte ist bekannt. Der Konsens ist, hartnäckig an der Verbesserung der Situation weiterzuarbeiten. Vielleicht ist hier von Seiten der Stadt eine Einflussnahme auf höherer Ebene möglich, um die Suche nach alternativen Lösungen, Ärzte in Garching ansiedeln zu können, zu priorisieren.
  • Ein besonderer Wunsch des Behindertenbeirats ist die Einrichtung einer kommunalen Stelle „Beauftragte/r für Gesundheit, Bewegung und Sport“.
    Ein/e entsprechende Ansprechpartner/in könnte schon bestehende Angebote des Landkreises und der Staatsregierung, wie die Teilnahme an Demenzsportprogrammen oder anderen geförderten Präventionsmaßnahmen im Rahmen der Mitgliedschaft in der Gesundheitsregion Plus des Landkreises koordinieren.
    Nicht zuletzt könnten lokale Sportvereine durch solch eine/n Beauftragte/n im Rathaus entlastet werden und inklusive Angebote besser organisieren und durchführen.

Freizeit/Kultur

  • Die barrierefreie Erreichbarkeit und Nutzbarkeit von allen öffentlichen, kulturellen und sportlichen Einrichtungen muss schnell umgesetzt werden. Die bauliche Infrastruktur ist die Voraussetzung für die inklusive Gestaltung aller Angebote.
  • Die Verantwortlichen für diese Infrastruktur müssen zu den Themen Barrierefreiheit und Inklusion sensibilisiert und geschult werden. Erfreulicherweise wird der Behindertenbeirat oft schon von Anfang an in die Planungen einbezogen. Dennoch muss oft nach Fertigstellung nachgearbeitet werden.
  • Eine Lösung für das Römerhoftheater und den Beethovensaal muss gefunden werden.
  • Leichte Sprache: Die Medien der Stadt müssen auch Informationen in leichter Sprache enthalten. Aktuell ist hier die Verwaltung dabei, dies umzusetzen.

Öffentlicher Raum

  • Unebene Straßenbeläge, vor allem Kopfsteinpflaster, müssen verbessert, entfernt und barrierefrei gestaltet werden; dies ist schon auf der Liste in der Stadtverwaltung, sollte aber weiterhin Priorität haben.
  • Das Problem der fehlenden Nahversorgung für die Gegenden im Garchinger Osten sowie teilweise auch Norden stellt viele Menschen mit Behinderung und auch Senioren/Seniorinnen vor Herausforderungen. Das Thema ist bekannt und wurde rege diskutiert, wobei hier die Verbesserungsvorschläge auseinandergehen: Von erneuten Verhandlungen mit den Inhabern des Soulmade (die eigentlich eine nutzbare Einkaufsmöglichkeiten bieten müssten), zur Ausweitung oder Bekanntgabe von Lieferdiensten, die Förderung eines Rufbusses, bis zu alternativen Möglichkeiten wie mobilen Einkaufsmöglichkeiten in Form von variablen Ständen oder Verlagerung eines Wochenmarktes in diese Gegenden.

Verkehr

  • Die allgemeine Verkehrssicherheit, das Herunterstufen der Münchener und Freisinger Straße auf eine 30-er Zone, die Sicherheit für Radfahrer und Fußgänger ist wichtig, ist bekannt und es wird daran gearbeitet.
  • Busse fahren oft nicht richtig an die Haltestellen heran, was Menschen im Rollstuhl, mit Rollator oder mit Kinderwagen das Ein- und Aussteigen erheblich erschwert. Auch dieses Thema ist bekannt.
    Eventuell muss mit anderen Kommunen und mit der MVG gemeinsam an einer Verbesserung dieses Zustands gearbeitet werden, ob durch Kommunikation mit den Fahrern oder durch Zeichnen von Wartelinien an den Haltestellen.

Wohnen

  • Barrierefreie Wohnungen sind zunehmend gefragt und sollten geplant, gebaut und unterstützt werden.
  • Alternative Wohnungsbauten, z.B. durch Genossenschaften, bieten eine weitere Möglichkeit barrierefreie Wohnungen anzubieten.

 

Diese Zusammenfassung zeigt, dass viele verschiedene Themen besprochen und wichtige Impulse gegeben wurden. Manches Detail rückte in den Fokus und die Gespräche haben alle zu (teilweise erneuter) Aktivität motiviert.


Aus Sicht des Behindertenbeirates war es eine gelungene Veranstaltung. Besonders angenehm fanden wir die lösungsorientierte Grundstimmung und gegenseitige Wertschätzung. Wir freuen uns auf Umsetzungen in der stadtpolitischen Arbeit.


Wir möchten uns bei allen Teilnehmern und Teilnehmerinnen der Parteien und Stadtverwaltung bedanken. Unser Dank geht auch an Ella Dux vom Integrationsbeirat, die als Moderatorin alles im Blick behielt.


Auf dem Foto:

Von li nach re kniend: Ella Dux (Integrationsbeirat), Martin Ruff (Behindertenbeirat), Simone Schmidt (BfG), Daniela Rieth (Grüne).
Von li nach re stehend: Stefanie Brayford (Behindertenbeirat), Thomas Lemke, Johanna Scharl (Beide CSU) Franziska Bergmeir, Regine Zille (beide Behindertenbeirat) Christopher Redl (Stadt Garching), Gerlinde Schmolke (SPD), Bastian Dombret (FDP), Beate Windisch (Behindertenbeirat) Sybille Kink (Stadt Garching), Hannelore Popp, Andreas Kunz (beide Behindertenbeirat), Sebastian Thoma, Annika Paul (Grüne). Nicht im Bild: Julia Beermann (CSU), Harald Grünwald (UG) und Claudia-Springer-Pietsch (Stadt Garching).