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Heimatpflege

Seit 1983 gibt es in Garching einen ehrenamtlichen Ortschronisten, der die Garchinger Geschichte erforscht und Ausstellungsgegenstände für eine geschichtlich-heimatkundliche Sammlung zusammenträgt. Seit 2009 wird das Amt des Ortschronisten und Heimatpflegers von Dr. Michael Müller ausgeübt, der über die Stadtverwaltung Garching erreichbar ist:

Rathausplatz 3
85748 Garching
Tel. 0 89 / 3 20 52 51

 

 

 

Förderverein Garchinger Geschichte e.V. 

Der Verein fördert die Erforschung der geschichtlichen Entwicklung der Stadt Garching und der Besiedlung auf dem Gefild nördlich Münchens. Mit Publikationen und Veranstaltungen will er informieren und zum Erhalt wichtiger Bau- und Landschaftsdenkmäler beitragen.
https://www.fgg-garching.de/ 
 

Die Wurzeln

Im Jahr 2015 konnte die Stadt Garching auf 1100 Jahre Garchinger Geschichte zurückblicken - und das wussten die Bürgerinnen und Bürger auch gebührend zu feiern! In mehr als 80 großen und kleineren Veranstaltungen, verteilt über das ganze Jahr, haben vor allem Garchinger Vereine und Institutionen zahlreiche Gäste aus nah und fern begeistert und auch berührt. Und für nahezu jeden Geschmack war etwas dabei: ob bildende und darstellende Kunst, Konzerte, Lesungen, Ausstellungen, Sportfeste, Projekte für Kinder, Brauchtumspflege oder geselliges Beisammensein. Dabei kam auch der interkulturelle Austausch nicht zu kurz. Einer der Höhepunkte des Festjahres war der historische Festumzug mit rund 1.300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Auf www.garching1100.de können Sie das Festjahr noch einmal ausführlich Revue passieren lassen, sowie die Festschrift herunterladen und viele Filme zu den Veranstaltungen anschauen.

Garching wurde erstmals urkundlich erwähnt in einem um 1020 entstandenen Besitzverzeichnis des Klosters Tegernsee, in welchem das Kloster Güter in verschiedenen Orten nennt, die ihm genommen worden seien. Die erste, 1909 verfasste, Garching-Chronik von Hans Stieglitz datiert dieses Ereignis um das Jahr 915. Der Name „Garching“ wird in dem ersten Dokument „Gouvirihhinga“ geschrieben, die bajuwarische Bezeichnung für „Besitz des Gowirich“. Besiedelt war der Ort jedoch nachweislich schon wesentlich früher. Auf Luftbildaufnahmen konnten Siedlungsspuren erkannt werden, so dass das Landesamt für Denkmalpflege im Zuge von Bauvorhaben entsprechende Ausgrabungen beauftragte. In vier Grabungsaktionen zwischen 2006 und 2011 fanden Archäologen Siedlungsspuren, die bis in die Jungsteinzeit zurückreichen. Ende Oktober 2006 wurde auf dem Grundstück am Mühlfeldweg gegenüber des Werner-Heisenberg-Gymnasiums eine Siedlung aus dem frühen Mittelalter (6./7. Jahrhundert n. Chr.) mit mindestens acht Anwesen freigelegt, wie sie typisch für die Bajuwaren waren. Vergleichbare Siedlungen gibt es zum Beispiel in Aschheim und Eching. Im Dezember 2006 stießen Archäologen auf dem Grundstück östlich des LIDL-Einkaufsmarkts auf sieben Kelten-Gräber aus der frühen Mittelbronzezeit (um 1500 v. Chr.) mit sehr gut erhaltenen menschlichen Skeletten und auffällig reichen Grabbeigaben, insbesondere sogenannte Beinbergen, Spiralen aus Bronze als Teil der damaligen Frauentracht. 2009 wurde ganz in der Nähe am Echinger Weg ein großes Gräberfeld aus der Jungsteinzeit (um 2.500 v. Chr.) freigelegt. Die Menschen, deren gut erhaltene Gebeine dort gefunden wurden, gehörten nach der typischen Form ihrer Keramikgefäße zur sogenannten Glockenbecherkultur. Somit lebten also vor 4.500 Jahren bereits Menschen auf Garchinger Flur. Im Februar 2011 wurden auf einem Baugrundstück nördlich des Watzmannrings Spuren eines römischen Gasthofes, einer „villa rustica“, gefunden, mit einem Brandgrab, dessen Keramikreste aus dem 2. Jahrhundert n.Chr. stammen.

Stadtteil Garching

Garching war bis weit in das 20. Jahrhundert hinein ein reines Bauerndorf. Gewerbe dienten ausschließlich den Bedürfnissen der ländlichen Bevölkerung. Die ältesten Betriebe waren die Tafernwirtschaft und die Mühle, die bereits im ersten Besitz- und Steuerverzeichnis („Urbar“) der wittelsbachischen Herzöge von 1232 aufgeführt sind. Die Verbindung mit der „großen Welt“ ergab sich durch die 1785 errichtete Fürstlich-Thurn-und-Taxissche Postlinie von München nach Regensburg mit einer Poststation in Garching, welche – mit Unterbrechungen – bis 1918 unterhalten wurde. Gute Einnahmen konnten aus der Viehwirtschaft erworben werden: Die Milch wurde in die Stadt München geliefert. Elektrischen Strom und eine Wasserversorgung mit einem Wasserturm gab es seit 1910 bzw. 1912, eine Molkerei seit 1928. Die Autobahn München-Nürnberg wurde ab 1935 gebaut und hatte eine Ausfahrt direkt ins Dorf. Nach dem Zweiten Weltkrieg zogen zahlreiche Flüchtlinge und Heimatvertriebene in den Ort. Damit begann eine stürmische Siedlungsentwicklung und zugleich wuchsen die infrastrukturellen Einrichtungen. Es entstanden Schulen und Kindergärten, eine weitere katholische, eine evangelische und eine neuapostolische Kirche sowie ein Gebetsraum der islamischen Religionsgemeinschaft. Sportanlagen wurden zuerst an den Schulen errichtet, dann am Garchinger See. Im Jahr 2011 baute die Stadt eine moderne Sporthalle an der Schleißheimer Straße neben dem dortigen Sportgelände. Zu den Erholungseinrichtungen gehören der Garchinger See und der Mühlenpark. Neu waren Arztpraxen, ein Jugendzentrum, ein Seniorenzentrum mit „Seniorentreff“, ein Haus für Betreutes Wohnen und ein Pflegeheim, Kindergärten und Horte, Einkaufsmöglichkeiten und Hotels. Vorbildlich, auch für andere Kommunen, waren und sind das Bürgerhaus samt Bücherei, die Volkshochschule und die Musikschule als Orte für ein reichhaltiges Kulturprogramm. Als neue Ortsmitte entstand das Areal um den Bürger- und Rathausplatz mit dem neuen Rathaus. Die meisten alten Bauernhöfe und damit ein Großteil der Landwirtschaft verschwanden.

Am 14. September 1990 konnte die Stadterhebung gefeiert werden. In einem Festakt nahm der damalige Erste Bürgermeister Helmut Karl vom amtierenden Bayerischen Innenminister Dr. Edmund Stoiber die Stadterhebungsurkunde in Empfang. Seit 1997 trägt die junge Stadt auch den Titel „Universitätsstadt“.

Stadtteil Dirnismaning

Etwa zur gleichen Zeit wie Garching entstand der südlich gelegene Ortsteil Dirnismaning, der bereits in den ältesten bayerischen Landkarten verzeichnet ist. Der Name deutet auf einen Ableger des Nachbarortes Ismaning hin, das „dürre Ismaning“. Entlang der Münchener Straße präsentieren sich stattliche Bauernhöfe, die teilweise noch als solche betrieben werden, aber auch schon gewerblicher Nutzung dienen. Südlich des Ortes und östlich der Staatsstraße 2350 (früher B 11) steht ein großer Gebäudekomplex, der während des Zweiten Weltkrieges von den Nationalsozialisten für die Schweinezucht gebaut wurde, und heute von Handwerks-/Gewerbebetrieben sowie als Reiterhof genutzt wird.

Stadtteil Hochbrück

Auf dem Grundstock von zwei Bauernhöfen sowie industriellen und militärischen Einrichtungen entstand nach dem Zweiten Weltkrieg der Wohnort Hochbrück. Der Name geht auf eine hochgewölbte Brücke zurück, die im Verlauf der Ingolstädter Landstraße über den 1689 angelegten Schleißheimer Kanal gespannt wurde. Auch hier vollzog sich im Laufe der Zeit eine bauliche Expansion. Inzwischen leben in Hochbrück rund 2.500 Einwohner. Schule, Kirche, Kindergarten, Sportanlagen, ein Feuerwehrhaus, ein Jugendhaus, ein Ortsteilzentrum und seit 2008 ein Naherholungsgebiet machen den Stadtteil Hochbrück für seine Bürgerinnen und Bürger attraktiv. Der Name Hochbrück steht auch für das größte Gewerbegebiet im Landkreis München, dessen Keimzelle 1963 ein Zweigbetrieb der Heidenheimer Firma Voith war, die nach wie vor einer der wichtigsten Industriebetriebe und Arbeitgeber ist. Zahlreiche Produktions-, Lager-, Speditions-, Handels- und Dienstleistungsfirmen sowie Hotels haben sich hier niedergelassen. Bekannte Firmen wie BMW, Osram, Zeppelin oder Swiss Life sind Aushängeschilder des Gewerbegebietes. Zuletzt entstand mit dem „Business Campus“ ein modernes Dienstleistungszentrum, direkt an der U-Bahnstation „Garching-Hochbrück“, in dem auch die Deutsche Pfandbriefbank eine neue Heimat finden wird.

Hochschul- und Forschungszentrum

Das Hochschul- und Forschungszentrum liegt im Nordosten Garchings. Die Geburtsstunde dieses Wissenschaftsareals war der Bau des ersten deutschen Atom-Forschungsreaktors im Jahr 1957 – wegen seiner Form von der Bevölkerung auch als „Atom-Ei“ bezeichnet. 1960 kam das Max-Planck- Institut für Plasmaphysik hinzu. Mit weiteren Max-Planck-Instituten, großen Abteilungen der Technischen Universität München (TUM) und der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) entwickelte sich eines der größten Forschungszentren der Welt. Höhepunkt der jüngsten Entwicklung war im Jahr 2006 die Fertigstellung der U-Bahn, mit der täglich tausende Studenten und Beschäftigte das Forschungszentrum erreichen. Weitere Informationen finden Sie unter der Rubrik „Studieren und Forschen“.

Baudenkmäler

In der Stadt Garching finden Sie viele Baudenkmäler als bedeutende Zeugen der Ortsgeschichte. Auf der Staatsstraße 2350 von Süden kommend überqueren Sie kurz nach der Ortsdurchfahrt Dirnismaning den Schleißheimer Kanal, der 1689 erbaut wurde. Dabei handelt es sich um ein landschaftsprägendes Baudenkmal aus der Zeit des Kurfürsten Max II. Emanuel. Kurz dahinter befindet sich ein Jagd-Schlösschen in klassizistischem Baustil, dessen Erbauer jedoch nicht mehr bekannt ist. Im Volksmund heißt es Kanalschlössl und befindet sich heute in Privatbesitz.

Kurz nach der Ortseinfahrt Garching sehen Sie auf der linken Straßenseite den 1911 erbauten Wasserturm – ein markantes Wahrzeichen, das sich im Eigentum der Stadt befindet. Folgen Sie der Straße Richtung Ortsmitte, so wird in einer Straßenbiegung Ihr Blick vom Gasthof „Neuwirt“ gefangen – eine Gaststätte, die sich bereits seit 1904 in Familienbesitz befindet. Direkt gegenüber – und Zentrum des alten Ortskerns – zeigt sich die alte Pfarrkirche St. Katharina: Eine kulturhistorische Attraktion aus romanisch-gotischer Zeit mit barocker Ausstattung und gleichzeitig ältestes Gebäude der Stadt. Gleich hinter dem Maibaumplatz am

Anfang der Freisinger Landstraße erblicken Sie linker Hand das Gebäude des ehemaligen Postgutes, mit dem 1809 nach einem Brand erbauten klassizistischen Gasthof Zur Post, dem heutigen Restaurant Poseidon. Direkt gegenüber befindet sich das früher zur Poststation gehörige Gesindehaus, das mittlerweile von der Augustiner Brauerei erworben und unter Beibehaltung der ursprünglichen Bauweise restauriert wurde. 2016 wurde hier eine Gaststätte mit Biergarten eröffnet.

Fußgängerzone und Maibaumplatz

Auf dem Grundstück des Steininger-Anwesens, früher einer der größten Bauernhöfe nördlich der Schleißheimer Straße, wurde nach dem Abriss der Gebäude mit den Planungen eines neuen Ortszentrums begonnen. Mit der Einweihung des Bürgerhauses im Jahr 1979 begann die Entwicklung in der neuen Ortsmitte. Der dem Bürgerhaus östlich vorgelagerte Platz wurde zum Bürgerplatz, dieser ist bis heute das Kernstück der 1983 eröffneten Fußgängerzone. Nördlich des Bürgerhauses entstand das neue Rathaus, das 1988 bezogen wurde, und der Ratstrakt, in dem der Sitzungssaal für den Stadtrat untergebracht ist. Ab 1990 wurde das Ortszentrum kontinuierlich erweitert und es entstanden mehrere Wohn- und Geschäftsgebäude. Die Bebauung wurde im Jahr 2000 abgeschlossen.

In der Staatsstraße 2350 befindet sich seit 2006 der zentrale U-Bahnhof „Garching“ mit einem östlichen Aufgang zum Maibaumplatz und einem westlichen Zugang am Helmut-Karl-Platz. Bei der Errichtung der U-Bahnaufgänge wurde die Fußgängerzone um den Straßenabschnitt nördlich des Gasthofes Neuwirt erweitert.

Schrifttum über Garching

II 1909 – Hans Stieglitz, Der Lehrer auf der Heimatscholle (Neuauflage 1913 und 1921)
II 1964 – Gemeinde Garching, Garching vom Heidedorf zum Atomzentrum
II 1979 – Gemeinde Garching, Garching b. München – Aus Gouuirichinga wurde Garching
II 1981 – Gemeinde Garching, Garchinger Vereinschronik
II 1986 – Dr. Odward Geisel, Die Straßen- und Wegenamen in der Gemeinde Garching
II 1988 und 1992 – Dr. Odward Geisel, Garching in alten Ansichten (zwei Bildbände)
II 1990 – Dr. Odward Geisel, Stadtführer (anlässlich der Stadterhebung)
II 1995 – Elsa Bechmann, Schicksalswende 1945
II 1996 – Sepp Biller, Gedichtband »Garchinger Gschicht’n«
II 2001/2002 – Stadtbücherei, Erzählabende mit älteren Garchingern (CDROM)
II 2002 – Dr. Odward Geisel, Garching b. München – Spuren der Zeitgeschichte
II 2004 – Rudi Naisar, Alte Hochbrücker erzählen (CD-ROM)
II 2005 – Elsbeth Bösl, Nicole Kramer, Stephanie Linsinger, Die vielen Gesichter der Zwangsarbeit – Ausländereinsatz im Landkreis München 1939- 1945 (darin auch Schicksale von Zwangsarbeitern in Garching)
II 2006 – Stadt Garching b. München, Der Garchinger U-Bahnbau (anlässlich der U-Bahneröffnung)
II 2014 – Stadt Garching b. München, Die Garchinger Vereine – lebendige Stadtgeschichte
II 2015 – Helmuth Kammerer, Oliver Hochkeppel (im Auftrag der Stadt Garching), Unser Garching, Stadtchronik – 1100 Jahre lebendige Geschichte
II 2015 – Manuel G. Götz, Ehemalige Pfarrkirche St. Katharina – Garching. Kirchenführer, hrsg. Katholische Pfarrgemeinde St. Severin
II 2017 – 50 Jahre Kirche und Pfarrei St. Severin Garching 1967 – 2017. Eine Jubiläumschronik, hrsg. Katholisches Pfarramt St. Severin Garching, bearb. H.-G. Hegering
II 2018 – Peter Martin, Die Gießen – einst und heute. Eine Garchinger Bachgeschichte ab dem Jahr 1863
II 2019 – Peter Martin, Der Mühlbach in Garching – seine Anfänge vor 800 Jahren und seine spätere Entwicklung
II 2020 – Peter Martin, Der Schwabinger Bach in Garching - verborgenes Zeugnis einer Landschaftsgeschichte
II 2023 – Peter Martin, Die Hochwasserfalle - am Schleißheimer Kanal bei Dirnismaning im 18. und 19. Jahrhundert

Bei der Stadtverwaltung Garching können die Vereinschronik (2014) und die Stadtchronik (2015) erworben werden. In der Stadtbücherei sind noch einzelne Exemplare der CD-ROM der Erzählabende erhältlich.